Als Frühchen Eltern tut man was man kann, doch trotzdem lässt es sich oftmals nicht vermeiden: einen Unfall. Baby stößt sich den Kopf, kippt um oder verbrennt sich am noch zu heißem Brei. Meinen heutigen Blog-Eintrag zu verfassen, ist mir nicht leichtgefallen. Es kostet mir sehr viel Überwindung darüber zu schreiben, was uns vor ein paar Tagen passiert ist. Ich hatte Schuldgefühle, fühlte mich als hätte ich als Mutter vollkommen versagt und war völlig fertig. Unser Sohn ist aus dem Bett gefallen und weinte, wie schon sehr lange nicht mehr.
Aufgrund dessen, dass ein solcher Unfall aber häufiger vorkommt als man denkt und viele Eltern wegen der Schuldgefühle nicht offen darüber sprechen möchten, habe ich mich dazu entschieden, einen Beitrag über das Geschehnis zu verfassen. Ich will euch mitteilen, was genau passiert ist, was in mir vorging und was ich daraus gelernt habe.
Wie es dazu kam
Im August 2021 machten wir unseren großen Familienurlaub in Kroatien. Alles war perfekt, das Wetter war wunderschön, Dominik super brav und wir genossen die kostbare Zeit als kleine Familie. Manchmal aber wurde Dominik nachts wach und konnte nicht mehr gut einschlafen, er hat geweint und drehte sich von einer Seite des Gitterbetts auf die andere. Ich denke, dass ihm Reizüberflutungen etwas zu schaffen machten. Wir nahmen Dominik dann in unser Bett, kuschelten uns zusammen und schnell schlief er dann wieder zufrieden und glücklich ein. Wir machten das öfter so, auch zu Hause, denn das Kuscheln in der Nacht ist etwas unglaublich Wertvolles und unbeschreiblich schön. Ich merkte immer an der Art von Dominik, wie auch er es genoss sich an uns zu schmiegen.
Der Unfall
Auch in der besagten Nacht haben wir Dominik in unsere Mitte genommen. Ich habe es immer gemerkt, wenn er wach wurde. Ich spürte ihn und denke, dass die mütterlichen Instinkte dafür sorgen, dass man automatisch aufwacht. Doch in dieser Nacht war es nicht so, Dominik schlief auf meiner Hand und auch mein Mann und ich sind eingenickt. Das werde ich mir nie verzeihen, ich hätte niemals einschlafen dürfen, doch ich merkte es nicht und plötzlich ist es passiert. Wach wurde ich erst nach einem lauten Knall und dem anschließenden Geschrei meines Sohnes. Ich werde den Moment niemals vergessen, alles ging so schnell. Ich sah mich um, Dominik war nicht da und ich wusste sofort: er war aus dem Bett gefallen.
Ich habe ihn nicht gespürt. Er schlief auf meiner Hand und schlich sich still und heimlich davon. Gegenüber von unserem Bett, war am Kleiderschrank ein Spiegel angebracht, der ihn immer sehr angesprochen hat. Ich denke, er wollte zu seinem Spiegelbild krabbeln, doch leider war der Boden dazwischen.
Meine Nerven lagen blank
Ich war absolut fertig, Dominik hat geweint und sich erschreckt und ich kuschelte ihn so fest an mich wie ich nur konnte. Ehrlichgesagt habe ich im Nachhinein ziemlich falsch auf die Situation reagiert. Auch ich habe geweint, meine Nerven lagen blank und ich fühlte mich als wäre ich die schlechteste Mutter auf dem Planeten. Wie konnte ich zulassen, dass er mir entwischt? Warum bin ich eingeschlafen? Er tat mir so leid und ich wusste nicht was ich tun konnte.
Ich war unendlich froh, dass mein Mann da war – er blieb ruhig und beruhigte dann auch mich. Er hat den Kopf unseres kleinen Kämpfers untersucht, hat analysiert, wie er gefallen sein könnte. Tatsächlich hatte unser kleiner Mann nicht einmal einen blauen Fleck, keine Beule, es war absolut nichts zu sehen. Ich gab Dominik ein Notfall-Medikament, das ich im Urlaub dabeihatte und Gott sei Dank hat er sich total schnell wieder beruhigt und war wieder ganz er selbst. Nach 10 Minuten hat er gespielt und getobt, als wäre nie etwas gewesen.
Erstmal beobachten
Wir haben überlegt, ins Krankenhaus zu fahren, doch entschieden uns erstmal abzuwarten und zu beobachten. Schließlich waren wir in Kroatien und wussten nicht einmal, wo das nächste Krankenhaus war. Und aufgrund dessen, dass unser Sohnemann gleich nach dem Unfall so fidel war, wollten wir uns erstmal telefonisch Rat suchen. Meine Schwester ist diplomierte Krankenschwester auf einer Kinderstation und wenn ich Rat suche, ist sie meine erste Anlaufstelle. An dieser Stelle möchte ich mich bei dir liebe Lucia bedanken. Ich bin sehr froh, dass du immer für uns da bist! Ihre Worte taten so gut und waren genau das, was ich in diesem Moment brauchte. Auch sie hat gemeint, dass Unfälle leider passieren und dass ich mir keine Vorwürfe machen brauche, dass ich alles tue was ich kann und eine gute Mama bin.
Was wir tun konnten
Wir haben unseren kleinen Kämpfer genau beobachtet. Das ist auch das, was Kinderärzte im Normalfall empfehlen, wenn keine sichtbaren Verletzungen vorhanden sind. Und dabei haben wir uns auf folgende Fragen fokussiert:
- Nimmt das Kind Nahrung zu sich?
- Erbricht oder spuckt das Kind häufig?
- Erkennt man Wesensveränderungen?
- Hat das Baby unerklärliche Schmerzen?
- Erweitern sich die Pupillen und ziehen sie sich zusammen?
- Ist der Bauch des Babys sehr hart oder verändert?
- Hat Baby Stuhl und Harn?
- Ist Blut im Harn ersichtlich?
Auch wenn euch einmal so ein Malheur passiert, kann ich euch nahe legen auf diese Zeichen zu achten. Denn es passiert doch extrem häufig und egal mit wem ich gesprochen habe, jede Mama hatte eine Geschichte mit ihrem Baby zu erzählen – keiner ist davor gefeit.
Meine Gefühle
Wie ihr euch denken könnt, fiel es mir extrem schwer diesen Beitrag zu verfassen und ich muss ehrlich gestehen, ich schreibe unter Tränen. Denn diesen Moment werde ich nie vergessen und war enorm schlimm für meinen Mann und mich. Die Vorwürfe, die Ängste und das Abwarten, ob sich an unserem Frühchen etwas verändert, waren fürchterlich.
Doch ich habe etwas daraus gelernt und weiß auch, dass es so ist – ich bin keine schlechte Mama. Ich habe von Beginn meiner Schwangerschaft bis zum heutigen Tag für meinen kleinen Kämpfer alles in meiner Macht Stehende getan, damit es ihm gut geht. Ohne zu zögern würde ich mein Leben für ihn geben und all seine Schmerzen auf mich nehmen, wenn ich das nur könnte. Es war unbeschreibliche Liebe zu meinem Sohn, als wir ihn zu uns gekuschelt haben und man kann nicht immer an alles denken. Natürlich weiß ich, dass so etwas nicht passieren darf und dass es meine Aufgabe ist, auf meinen Sohn zu achten, doch ich kann es nicht ändern.
Was ich daraus gelernt habe
Das einzige was ich machen kann ist daraus zu lernen. Lernen, dass unser kleiner Kämpfer extrem schnell und auch schlau ist, wie er sich leise wegschleichen hat müssen. Ich habe auch gelernt, wie ich in so einer Situation reagieren muss, weiß, welche Reise-Apotheke ich im Urlaub nun immer mithaben werde und dass ich mich immer erkundige, wo das nächstgelegene Krankenhaus ist. Ich habe gelernt, dass Teamwork zwischen Mama und Papa unglaublich viel wert ist und dass unser kleiner Kämpfer noch stärker ist als gedacht.
Ich weiß, dass ich trotz allem eine gute Mama bin und ich nicht immer alles vorhersehen kann. Es wird noch öfter Situationen in Dominiks Leben geben, auf die ich keinen Einfluss habe. Das Einzige was ich tun kann ist, sofort zur Stelle zu sein und ihn mit meiner Liebe, Geborgenheit und Nähe zu unterstützen.
Mein Appell an euch
Wenn auch euch schon einmal so etwas passiert ist, wenn ihr euch schuldig fühlt, dann möchte ich an euch appellieren: bitte macht euch keine Vorwürfe! Auch Eltern sind nur Menschen, die (leider) nicht immer wissen können, was passiert. Wir sind weder Wahrsager noch können wir in die Zukunft sehen – wir können nur unser Bestes geben im Hier und Jetzt. Man ist keine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater, wenn so etwas passiert, denn das gehört einfach zum Leben dazu. Richtig zu reagieren ist Gold wert, jemanden zu haben, an den man sich im Notfall wenden kann, ebenso.
Verfasst positive Worte an euch selbst
Ihr macht alles gut und mit bestem Wissen und Gewissen und auch euer kleiner Kämpfer weiß das genau. Es macht ihn noch stärker als er ohnehin schon ist. Außerdem kann ich euch nur empfehlen, dass ihr ein Memo an euch selbst verfasst. Eine, in der ich euch schreibt, dass ihr gute Eltern seid. Dass ihr alles richtig macht, und ihr euch keine Vorwürfe machen müsst. Einfach Worte von euch persönlich, eure Gedanken und Gefühle – ganz frei, denn sie sind nur für euch, niemand muss den Zettel jemals sehen. Denn wenn die Situation einmal eintreten würde, ihr Schuldgefühle habt, dann könnt ihr auf diese Liste zurückgreifen und sie wird euch wieder aufbauen. Versucht es einfach – schadet ja schließlich nicht!
In diesem Sinne alles Liebe und Gute, eure Lisa
Foto: Photo by Joshua Reddekopp on Unsplashl