Was damals im Krankenhaus noch so weit weg schien, wurde heute Wirklichkeit – das letzte Kabel gehört ab sofort der Vergangenheit an. Unglaublich, was dieses erreichte Ziel für Frühchen Eltern heißt und wir haben es endlich geschafft!
Magensonde, Herzfrequenz, Sauerstoff, Sättigung, Infusionen und Venenzugänge – alles wurde damals mittels Schläuchen und Kabeln bei unserem Sohn beobachtet. Wollte man ihn aus dem Inkubator nehmen, musste man erst den Kabelsalat in den Griff bekommen. Anfangs kann man es kaum glauben, mein Sohn tat mir so unendlich Leid und es war ein schreckliches Gefühl ihn mit den ganzen Schläuchen zu sehen. So oft hörte ich damals die Worte: „Die Kabel werden weniger werden, auch wenn es seine Zeit braucht!“ und diese Zeit brauchte es tatsächlich.
Sauerstoff
Zuerst wurde unser kleiner Kämpfer vom zusätzlichen Sauerstoff befreit. Seine Lungen waren gut ausgereift und er war nicht mehr darauf angewiesen. Das war der erste große Schritt und Erfolg einer noch langen Reise …
Venenzugänge
Danach wurden die Venenzugänge weniger. Von beiden Händen wurde erstmals eine Hand befreit und nach ca. 1,5 Wochen dann die Zweite. Endlich konnte unser Baby seine Händchen bewegen und die Umwelt ertasten. Wieder ein großer Erfolg und eine so große Freude für Mama und Papa.
Magensonde
Dann, nach ca. 2 Wochen, wurde die Magensonde entfernt. Zu diesem Zeitpunkt schaffte es unser Baby zwar noch nicht Fläschchen zu trinken, aber es wurde ein Test gestartet, ob es ohne die Sonde besser funktioniert. So war es dann auch! Als hätte ihn die Magensonde gestört, schaffte unser Sohn es endlich, von seinem Fläschchen zu trinken und die Sonde war Geschichte. Es war ein unglaubliches Gefühl, eine unendliche Freude, ein riesiger Meilenstein. Zwei Tage bevor wir das Krankenhaus verlassen durften, bekam er jedoch leider wieder eine Sonde, da der Verdacht einer Darmkrankenheit im Raum stand. Dieser hat sich aber nicht bestätigt und sie konnte nach einem Tag wieder entfernt werden.
Monitor zur Überwachung
Das Gerät, welches Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz überwacht, begleitete uns insgesamt 4 Monate. Unser Sohn litt an dem so genannten Apnoe-Bradykardie Syndrom und diese Abfälle mussten ständig überwacht werden. Viele Frühchen leiden an dieser Krankenheit, da die Lunge und Organe des Babys erst reifen müssen. Das Leben mit Monitor zu Hause wurde nach der Zeit sehr mühsam. Drei Elektroden müssen am Brust- und Bauchbereich des Babys angebracht werden und anfangs halten diese Elektroden noch sehr lange. Doch je älter das Kind wird, umso mehr bewegt es sich und die Elektroden erzeugen Fehlalarme – viele Fehlalarme. Schreit das Kind, ist die Herzfrequenz zu hoch – der Monitor alarmiert. Verschluckt sich das Baby beim Trinken – der Monitor alarmiert. Möchte man Babys Bauch einölen, halten die Elektroden nicht mehr gut – der Monitor alarmiert. Ich kann euch noch sehr viele Beispiele von Fehlalarmen nennen, wie gesagt, nach der Zeit wurde die Handhabung sehr mühsam.
Trotzdem waren wir froh, dass wir den Monitor bei uns hatten, denn von vielen Fehlalarmen erweisen sich trotzdem manchmal (wenn auch wenige) als richtig und dann muss man reagieren. Im Krankenhaus wurde wir mit Reanimationsschulungen und Arztgesprächen gut auf das Leben daheim vorbereitet, wir wussten genau, was im Notfall zu tun war und fühlten uns sicher. Mit einem Frühchen läuft halt einfach vieles anders ab, dessen muss man sich halt einfach bewusst werden, auch wenn es nicht leicht ist.
Wir hatten sehr oft Höhen und Tiefen! Oft war ich traurig, weil mir unser Baby einfach Leid tat und oft war ich wieder mit unendlichem Stolz erfüllt, was unser kleiner Kämpfer schon alles leistete. Ein Frühchen hat einen anderen Start, er ist nicht leicht aber es ist tatsächlich so: es braucht seine Zeit!
Positiv denken und durchhalten
Also denkt an meine Worte, sie sind wirklich war: der Kabelsalat wird weniger werden. Es dauert zwar, aber gebt eurem Kind die Zeit die es braucht – es geht seinen Weg und ist unendlich stark. Ihr könnt so stolz darauf sein, welche Kräfte euer kleiner Zwerg mit seinem jungen Alter schon entwickelt hat. Immer positiv denken und durchhalten!
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