So sieht das neue Leben für einen Frühchen Papa aus – ein Bericht aus seiner Sicht

Wie fange ich da am besten an, ohne dabei verweichlicht oder schwach zu wirken? Nein – dies ist natürlich nur ein Spaß. Vater werden ist sicherlich etwas Besonderes. Diese Gefühlsachterbahn der letzten 14 Tage brauche ich aber wirklich nicht jeden Tag. 

Die letzten Monate gehst du immer zur Arbeit, beantwortest die gleichen Fragen mit den gleichen Antworten. „Wie geht es Lisa?“ „Ja, gut. – Weißt eh, schwanger halt.“ Wusste ich doch nicht bis zu diesem Zeitpunkt, dass sich die Lage so drastisch ändern wird. Von einem „Ja, gut.“ zu einem „Morgen holen sie unser Baby.“

Ab ins Krankenhaus

Nun fuhr ich also am nächsten Tag in das Krankenhaus. Fahren hätte ich nicht dürfen. Ich fühlte mich richtig betrunken, obwohl ich gar nichts getrunken hatte. Meine Gedanken schweiften immer zu den nächsten Stunden ab, ich fuhr wie ein Roboter. Nun war ich also da und alles ging so schnell. Ja, die Zeit verging wie im Flug. Sie bestand zu 90% aus Warten und plötzlich war ich, aufgrund der Pandemie, nun auch schon wieder aus dem Krankenhaus draußen. „Gratuliere!“, „Gut gemacht!“, „Schön, oder?“ – Eine Kaiserschnittgeburt ist nicht schön. Man weiß, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt. Das Risiko ist erhöht, nicht nur für das Baby sondern auch für die Mama. Und man hat sich eigentlich auf etwas ganz anderes eingestellt. Die ersten Tage waren schlimm. Wer wird schon gerne Papa und sieht dann sein Kind eine ganze Woche lang nicht (Anm. Covid-19)?

Realisiert habe ich das Vatersein erst nach einigen Wochen. 21 Tage nach der Geburt waren beide endlich wieder zu Hause. Mit Stolz erfüllter Brust holte ich sie vom Krankenhaus ab. In einer Hand das Maxi Cosi und in der anderen einen Blumenstrauß. Der Klassiker eben. 

Endlich zu Hause

Vorher habe ich mir die Wartezeit mit Youtube-Videos und der richtigen Installation eines Maxi Cosis vertrieben. Zu Hause angekommen habe ich einmal mitkriegen müssen, dass Vater sein auch bedeutet, dass man nun auch einen Schritt in den Hintergrund machen muss. Da ist jetzt eine 3. Person im Haushalt und diese muss gepflegt, behütet und versorgt werden und braucht sehr viel Liebe. Die eigenen Bedürfnisse sind nicht wichtig. Als Gegenleistung bekommt man jedoch etwas ganz Besonderes. Es ist nicht in Worte zu fassen. 

Die Zeit genießen

Dass unser Kind ein Frühchen ist, war mir persönlich nie so bewusst. Ja – er war kleiner. Ja – er war zerbrechlicher. Aber sobald er seine ersten 4-5kg auf den Rippen hatte, war das alles vergessen. Vielleicht half auch die Pandemie. Einen „Babyvergleich“ konnte man ja nicht machen. Und ich war froh darüber. Generell hätte ich mich am liebsten von allen Freunden/Bekannten/Besuchern etwas abgekapselt. Man braucht die Zeit für sich und sollte diese in Ruhe genießen, vor allem bei so einen turbulentem Start.

Eigentlich hätte dies ein Text werden sollen, der die Besonderheiten der Vaterfigur für Frühchen darstellt. Wollt ihr meine ehrliche Meinung wissen? Es ist nichts besonderes, es ist ein Baby – euer wunderbares Kind und Geschenk und nicht nur „das Frühchen“. 

 

Foto: Photo by Liane Metzler on Unsplash

 

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