Wenn Mama plötzlich zur Superheldin wird

Als Mama entwickelt man Kräfte und Stärken, die einem selbst niemals bewusst waren – man wird plötzlich zur Superheldin. Man lässt sich nichts gefallen und beschützt sein Kind mit allem was man hat. Wenn man früher ein schlechtes Durchsetzungsvermögen hatte, man nicht ernst genommen wurde oder einfach zu schüchtern für vieles war, dann sind diese Zeiten spätestens jetzt vorbei. Unsere Mutterinstinkte sorgen dafür, dass man sich wie eine Löwin durchsetzt und das ist auch gut so. 

Kennst du das auch? 

Ich war früher ein sehr zurückhaltender Mensch, ich dachte immer zuerst an alle anderen als an mich und häufig wurde ich nicht ernst genommen. Das waren Eigenschaften, die mich ausgemacht haben, doch trotzdem habe ich mich oft darüber geärgert. Als Dominik zur Welt kam, hat sich mein Leben auch in dieser Hinsicht um 100 Grad gewendet. Ich setze mich nun durch, sage offen und ehrlich was ich will und denke nicht mehr zuerst an alle anderen, sondern nur noch an meinen Sohn. Wenn er etwas braucht, dann kämpfe ich dafür. Ich sorge dafür, dass er alles bekommt und mit dieser Durchsetzungskraft hat das bisher auch immer super funktioniert. 

Ein prägendes Erlebnis

Ich kann mich gut an ein Erlebnis erinnern, dass mich sehr geprägt hat. Als wir mit Dominik nach unserem Krankenhaus-Aufenthalt endlich nach Hause durften, benötigte er noch viele Medikamente – unter anderem ein Coffeincitrat. Dieses Coffein sorgte für eine stabile Sauerstoffsättigung und dafür, dass wir die Apnoen unseres kleinen Kämpfers in den Griff bekamen. Eines abends, Dominik war ca. 4 Wochen alt, war uns das Coffein ausgegangen und ich rief in der Apotheke an, um welches für den kommenden Tag vorzubestellen. Leider gab es in unserer nächsten Umgebung nur eine einzige Apotheke, die dieses Medikament zubereiten konnte. Als ich dort anrief wurde mir gesagt, dass sie ein Rezept bräuchten, sonst könnten sie die Wirkstoffe nicht ordnungsgemäß mischen. Das Rezept lag ihnen jedoch vor und ich wusste ganz genau, dass sie sich einfach nicht die Mühe machen wollten, es zu suchen. Bei unserer ersten Bestellung haben wir es dort gelassen, sie sagten, sie können dann immer nachsehen wenn wir wieder Nachschub brauchten. 

Mein neues Mama-Ich

Ich war so sauer, ich kannte das gar nicht von mir. Mein altes Ich hätte sich das gefallen lassen. Wahrscheinlich wäre ich am nächsten Tag zuerst für ein neues Rezept zum Kinderarzt gefahren und hätte es dann in die Apotheke gebracht. Doch das neue Mama-Ich konnte das so gar nicht verstehen. Ich habe mit einem sehr strengen Ton gesagt, dass ich ganz genau wusste, dass ihnen das Rezept vorliegt und dass ich am nächsten Tag kommen werde, um das Coffein zu holen. 

Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin ein von Herzen guter und liebevoller Mensch, doch alle Frühchen Eltern wissen, dass das Herumfahren, vor allem in der ersten Zeit, den kleinen Kämpfern extreme Kräfte abverlangt. Das sah ich einfach nicht ein und es wäre völlig unnötig gewesen. 

Die Mitarbeiterin der Apotheke hat mir gesagt, dass sie noch einmal nachsehen, und mich noch am selben Tag zurück rufen wird. Gesagt getan, tatsächlich meldete sich die Dame nochmal bei mir und plötzlich war es da – das Rezept. Sie hat nochmal nachgesehen und es gefunden und das nur, weil ich etwas strenger geworden bin. Sie mischte das Coffein zusammen, ich holte es ab und die Sache war erledigt. Kein Kinderarztbesuch, keine unnötigen Autofahrten, keine Zeitvergeudung. 

Ein neues Selbstbewusstsein

Ich war sehr stolz auf mich, auch mein Mann hat zu mir gesagt, dass er über mein neues Durchsetzungsvermögen erstaunt war. Dieser Moment war extrem wichtig und prägend für mich, seit diesem Tag ist vieles anders. 

Meine Mama sagt sehr oft zu mir, dass ich mich seit der Geburt meines Sohnes sehr verändert habe. Ich bin plötzlich so stark, entschlossen und sage was ich mir denke. Und wenn das eine Mama sagt, dann freut einen das schon sehr, denn sie kennt mich schließlich ziemlich gut und schon mein ganzes Leben. 

Eine völlig neue Einstellung

In unserem Kroatien Urlaub wurde Dominik leider krank und bekam hohes Fieber. Ich sagte meinem Mann, dass ich in den nächsten Ort fahren werde um die notwendige Medizin zu besorgen. Nachdem er mich fragte, ob ich es schaffe allein zu fahren, dass ich ihn anrufen sollte, wenn sie mir etwas nicht geben, sagte ich nur – „Glaub’s mir, Dominik braucht Medizin und ich werde nicht ohne zurück kommen.“ Mit dieser Einstellung war die Besorgung auch absolut kein Problem. 

Seid selbstbewusst und lasst euch nichts gefallen

Ich hoffe ihr versteht was ich euch mit diesen Erfahrungen mitgeben will. Bitte seid selbstbewusst und sagt, was ihr euch denkt. Jede Mama entwickelt neue Superkräfte, man würde ja schließlich sein Leben für die kleinen Kämpfer geben. Lasst euch nichts gefallen und hört auf euer Herz, es zeigt euch ganz genau den richtigen Weg. Ein Leben mit Respekt und Freundlichkeit ist unumgänglich für eine liebevolle Umgebung, doch trotzdem muss man sich nicht alles gefallen lassen. Es gibt leider manchmal Situationen im Leben, wo einem nichts geschenkt wird und wo man sich einfach durchsetzen muss. Ihr seid Eltern und Superhelden, egal was andere denken. Ihr seid stark und schafft alles – zeigt das der Welt und allen, die es erst verstehen müssen. Alles Liebe und viel Kraft, eure Lisa

 

Foto: Photo by Marcelo Silva on Unsplash

Auch Mama darf mal Pause machen!

Plötzlich ist es da, ein kleines Wunder, das die ganze Welt auf den Kopf stellt. Es verändert sich alles, nichts ist wie es war – es ist viel besser, schöner, aufregender. Man würde alles tun für dieses kleine Etwas, das noch so unbeholfen und zerbrechlich wirkt. Und das ist der Punkt: man würde nicht nur alles tun, sondern man tut es auch. Eltern schalten sich weg und funktionieren einfach. Stark sein und keine Schwäche zeigen steht jetzt an der Tagesordnung – man möchte ja ein gutes Vorbild sein. Doch ich möchte euch etwas ganz wichtiges mitgeben: vergesst euch selbst dabei nicht! 

Es ist richtig alles zu geben

Natürlich gibt man alles für sein Kind, das ist klar und so soll es auch sein. Doch es hilft deinem Baby nichts, wenn es dir nicht gut geht, du mit der Situation überfordert bist oder ganz einfach nicht mehr kannst. Es ist auch keine Schwäche, mal Hilfe von Freunden, Familie oder Bekannten anzunehmen. Einfach mal zu fragen, ob dir jemand eine Stunde das Baby abnehmen kann, um ein Nickerchen zu machen. Auch ich war nicht anders, es fiel mir am Anfang sehr schwer Hilfe anzunehmen oder zu akzeptieren, dass es okay ist sich mal um sich selbst zu kümmern. 

Du musst keine Schuldgefühle haben

Vor allem, wenn eine Geburt nicht optimal verläuft, man Angst hat um sein Baby und viel erlebt, fällt es vielleicht noch schwerer sich manchmal eine kleine Auszeit zu nehmen. Diese Auszeit ist aber nicht nur gut für dich als Mama, sondern auch enorm wichtig für dein Baby. Denn du kannst nur stark und zu 100% für deinen kleinen Kämpfer da sein, wenn es dir selbst gut geht. Ich hatte oft ein schlechtes Gewissen, irgendwie Schuldgefühle, wenn ich meinen Sohn abgegeben habe, um etwas für mich zu tun. Nach einiger Zeit habe ich aber erkannt, dass das unglaublich wichtig war für mich und für meine ganze, kleine Familie. Ich war nach einer kleinen Auszeit wie ausgewechselt, hatte wieder Kraft, Energie und konnte es kaum erwarten, meinen kleinen Dominik wieder in die Arme schließen zu können. 

Schau auf dich!

Ich möchte euch mit meinen Worten einfach auf den Weg mitgeben, dass es okay ist Hilfe anzunehmen, dass es wichtig ist auf euch zu schauen. 

Was tust du, wenn du im Flugzeug sitzt und die Atemmasken runter fallen? Setzt du die Maske zuerst dir, oder deinem Baby auf? – Du setzt sie dir auf, denn wenn du nicht funktionierst, dann kannst du deinem Kind erst recht nicht helfen. 

Dieses Beispiel beschreibt genau das, was ich dir mitgeben und damit sagen möchte. Du tust das nicht nur für dich, sondern auch für deinen kleinen Kämpfer. Schau auf dich!

 

Foto: Denys Nevozhai on Unsplash

Keine Angst vor dem Leben mit einem Frühchen

Ich weiß wie das ist – jeder kleine Luftzug, das Fenster ja nicht öffnen, damit sich das Baby nicht verkühlt, beim Spaziergang das Baby ja gut genug einpacken, damit es nicht zieht und jede Flasche besser zwei Mal sterilisieren, damit ja keine Keime in Babys Magen gelangen. Ja, die Angst vorm Leben mit einem Frühchen ist definitiv da, wenn das Leben zu Hause richtig beginnt.

Mach dir keine Sorgen!

Doch mach dir keine Sorgen, dein Baby hält sehr viel aus. Sie entwickeln relativ rasch ein gutes Immunsystem und brauchen frische Luft und Abwechslung. Natürlich sollte man schon darauf achten, dass sich eure kleinen Frühchen nicht verkühlen, sie warm anziehen und gut auf sie achten, doch man darf sich von dieser Angst nicht den Mut nehmen lassen zu leben. Anfangs kann man sich gar nicht vorstellen, dass das möglich ist, doch die Zeit bringts. Manchmal geht man halt als Sorge den sicheren Weg und meidet jede noch so kleine Gefahr. Am Beginn sind eure Sorgen auch ganz natürlich und normal, man weiß schließlich noch nicht – vor allem beim ersten Kind – was richtig und was falsch ist und hat sowieso immer Angst etwas nicht richtig zu machen. Diese Sorgen sind verständlich und alle Frühchen Eltern kennen das. 

Eure Kleinen sollen aber trotzdem die Chance haben auf einen normalen Alltag, draußen spazieren zu gehen ist die beste Medizin und hin und wieder ein gekipptes Fenster enorm wichtig. Das gilt nicht nur für dein Baby, sondern natürlich auch für dich! Sollte dein Baby mal krank werden, dann kann das leider passieren, egal ob Frühchen oder nicht – keiner ist davor gefeit. Wichtig ist, dass die Angst nicht die Überhand gewinnt und du dich nicht zu Hause einsperrst. Dein Baby hat schon so viel geschafft und erlebt, lebt jetzt euer Leben und genießt die schöne Zeit als Familie. 

An alle Frühchen Eltern: ihr macht das gut!

Selbstzweifel, Vorwürfe und Sorgen sind leider ständige Begleiter von Frühchen-Eltern. Das Gefühl nichts tun zu können führt oft dazu, dass man sich als Elternteil selbst vergisst.

Genau das ist aber ein großer Fehler, denn jede Mama tut was sie kann und ich bin mir ganz sicher, dass auch DU tust was du kannst. Ist dein Frühchen im Inkubator oder die Schwestern der Neonatologie sind rund um die Uhr mit der Pflege beschäftigt, hat man oftmals das Gefühl, dass man die wichtigsten Bindungsmomente versäumt – zumindest fühlte ich mich so.

Diese Schuldgefühle …

Ich gebe zu, auch mich plagten Schuldgefühle, auch wenn ich an der Situation nichts ändern konnte. Meine Kaiserschnittnarbe, Kreislaufprobleme und Übelkeit plagten mich und ich wurde ins Zimmer zurück gebracht, noch bevor ich bei meinem kleinen Dominik sein konnte. Diese Momente werde ich nie vergessen. Ich hätte alles getan um bei ihm sein zu können – nur konnte und durfte ich nicht. Momente, die jeder Frühchen Mama das Herz zerreißen. 

Deshalb möchte ich dir in meinem ersten Blog Eintrag etwas ganz wichtiges mitteilen, möglicherweise der wichtigste Appell an die lieben Mamas und Papas: 

Du machst das gut und du tust was du kannst!

Dein Frühchen kann vielleicht nicht immer bei dir sein, weil es ihm Inkubator anfangs noch besser aufgehoben ist, aber du bist seine Mama und dein Baby weiß das genau! Es kennt deinen Herzschlag schon seit vielen Monaten, es riecht und hört dich schon lange und weiß genau wer du bist! Schwestern und Ärzte können dies nie ersetzen und das sollst du dir immer wieder bewusst machen!

Du kannst manches nicht ändern und bist nicht schuld an der Situation. Manche Frühchen wollen einfach raus und manche müssen aus gesundheitlichen Gründen früher geholt werden. Wichtig ist, dass du dir immer klar machst, dass alle ihr bestes tun, damit es deinem Baby gut geht. Im Inkubator ist es warm und kuschelig, dein Frühchen fühlt sich wohl und spürt deine Nähe. Ich habe Stunden damit verbracht durch das kleine Inkubator-Fenster zu schauen und meinem Baby die Hand zu halten. Ich habe ihm vorgesungen und mit ihm gesprochen, Geschichten erzählt, so viel und so oft ich konnte. Diese Punkte sind jene, die du in der Zeit für deinen Kämpfer tun kannst und dabei kannst du so gut wie nichts falsch machen.

Schau auf dich!

Schau auf dich, denn es hat keinen Sinn wenn dein Kreislauf schlapp macht und du dich kaum auf deinen Beinen halten kannst. Dein Baby merkt deine Angst, deine Traurigkeit. Allerdings weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man diese Ängste nicht einfach los wird. Schon gar nicht wenn dein Frühchen erst kurz auf der Welt ist und du mit der Situation noch nicht richtig umgehen kannst. Ich kann dir nur eines sagen: die Ängste werden jeden Tag weniger, auch wenn man sich das nicht vorstellen kann. 

Jede Mama und jeder Papa geht anders mit der Situation um, jeder hat seine eigene Art und Weise auf ihr Kind zu zugehen. Aber jeder macht es auf seine Weise richtig, weil wir einfach nicht alle gleich sind. Such dir keine Vorbilder oder hör nicht nur darauf wie es bei anderen gelaufen ist. Wichtig ist, dass du für dich einen Weg findest, der dir hilft, mit der Situation fertig zu werden. Du machst die Sache auf deine ganz eigene Art und Weise gut und kannst noch so viel nachholen. Dein Kind braucht starke Eltern, die an sich glauben und an die Kraft ihres Babys. Ihr werdet euch wundern, was die kleinen Zwerge alles aushalten können. 

Ich hab ja immer zu meinem Mann gesagt: Wir leben um zu kämpfen und unser Baby ist zum Kämpfen geboren! Das hat mir sehr geholfen!

Glaub an dich, wie stark du bist, lass Gefühle zu und rede darüber. Verliere dich aber nicht in deinen Ängsten und Sorgen. Dein Baby wird dir zeigen was es kann, glaub daran – du machst das gut!

 

Foto: Photo by Vince Fleming on Unsplash