Beckenboden Bericht

Der Beckenboden – ein Bericht von Expertin Margit Haag

Das Thema Beckenboden ist ein sehr wesentliches, wenn man über Geburten und Kinder spricht. Ich, als Frühchen-Mama, dachte mir, dass es bei einem so kleinen Wesen ohnehin nicht notwendig ist, etwas für meinen Beckenboden zu tun. Viele Frauen fühlen sich allein gelassen, es ist unangenehm darüber zu sprechen oder Kontakt zu anderen zu suchen. Doch warum? Jeder Frau in dieser Situation ergeht es gleich und jede bringt ihre eigene Beckenboden-Geschichte mit. Aufgrund meiner damaligen Frühchen-Situation, der teilweise-Überforderung und des hohen Stresslevels, habe ich mir nicht die Zeit genommen, einen Beckenbodenkurs zu besuchen. Doch warum das dennoch sehr wichtig für Frauen ist, verrät euch Physiotherapeutin und Beckenboden-Spezialistin Margit Haag. Sie weiß nicht nur als Expertin wovon sie spricht, sondern ist selbst 2-fach Mama und kann sich somit gut in die Situation vieler Mamas hinein versetzen. 

 

Bericht von Margit Haag: 

Allgemeines über den Beckenboden

Hast du schon mal gehört, dass jemand seinen Beckenboden per Trainingsplan trainiert? So wie jemand seinen Bizeps in der Mukibude? Wahrscheinlich kaum- und genau da liegt das Problem! Viele Mamas merken erst nach der Geburt wie es um deren Beckenboden steht und versuchen dann oft zweifelhaft mit etwas „zusammenzwicken“ und „heben und hoffen“, dass der Beckenboden wieder schnell funktioniert.

Fakt ist, dass ein planloses „zusammenzwicken“ nur selten zum Ziel führt. Nach einer Geburt sollte individuell auf das Beckenbodentraining eingegangen werden. Mittlerweile kennt man auch Zahlen und Daten. 30 bis 50% der Frauen haben nach der Geburt Probleme mit dem Beckenboden. Sei es in Form einer Inkontinenz oder Senkung. Also: Du bist sicher nicht allein mit deinem Problem- auch wenn sonst keiner darüber spricht!

Aber rollen wir das Feld mal von vorne auf

Oft bekomme ich die Frage gestellt, ob das Beckenbodentraining in der Schwangerschaft auch schon sinnvoll wäre?  Die Antwort lautet definitiv: JA! Studien haben ergeben, dass ein adäquates Beckenbodentraining schon in der Schwangerschaft zu einer verkürzten Austreibungsphase führt. Das ist doch herrlich zu wissen, oder?

Kommt es dann zur Geburt selbst, leistet der Beckenboden wohl die größte Arbeit, die er je in seinem Leben leisten wird. Anschließend darf er sich auch mal ausruhen. Ich empfehle erst richtiges Beckenbodentraining 6 Wochen nach der Geburt. Vorher ist der Körper mit der Wundheilung beschäftigt. Ein sanftes Atemtraining könnte hier die richtige Wahl sein.

Jede Mama ist individuell

Kommen die frischgebackenen Mütter zu mir in die Praxis schauen wir uns deren Rectusdiastase („Bauchloch“) und Beckenboden per Tastbefund an. Erst dann kann ich einen richtigen „Trainingsplan“ mit Häufigkeit und Wiederholungen erstellen. Jede Mama ist individuell und bringt eine eigene Geschichte mit. Genau so einzigartig sollte auch darauf eingegangen werden.

In der weiteren Rückbildung wird die Stabilität, Kraft und Ausdauer trainiert. Ein großes Augenmerk liegt in meinen Rückbildungskursen auf den Alltag. Es ist mir sehr wichtig Übungen zu geben, welche jederzeit gut einzubauen sind. Denn wer möchte schon seinen Abend übend auf der Matte verbringen? Das machst du vermutlich nicht lange! Rückbildung dauert aber lange. Stell dir vor: Forscher haben herausgefunden, dass es bis zu 2,7 Jahre dauert, bis alle Beckenorgane wieder seinen Platz gefunden haben! Also – du hast Zeit! Was aber auch heißt – dranbleiben!

Beckenboden-Kurs auch nach dem Kaiserschnitt?

JA! Es ist ein Irrglaube, dass „Kaisermamas“ keine Rückbildung brauchen! Schon klar, dass das Kind nicht durch den Geburtskanal musste. Aber denk mal an die ganze Schwangerschaft, wer hat das Kind getragen und hat die ganze Arbeit geleistet? Richtig – dein Beckenboden! Deshalb hat er sich auch Erholung verdient! Wie? Das zeige ich dir im Kurs.

Und da wäre noch etwas: Hormone!

Während der Schwangerschaft und dem Wochenbett hat sich dein Hormonhaushalt verändert. Durch mangelndes Östrogen und viel Prolaktin bist du noch sehr „instabil“ und „weich“. Da ist es deinem Körper egal ob du einen Kaiserschnitt hattest oder nicht! Zudem kommt noch, dass wichtige Muskeln zur Stabilitätssicherung durchtrennt wurden und diese gilt es nun wieder zu aktivieren. Du siehst schon, eigentlich ist es doppelt so wichtig!

Auch auf das Gewicht des Babys kommt es nicht an

Vielleicht kommt ein 1kg Baby leichter aus dem Bauch als ein 4kg Baby, aber die Umstellung ist genau die Gleiche! Also ist es aus meiner Sicht egal, ob ein Baby als Frühchen eher leichter ist.  

Narbenbehandlung

Manchmal kommt man nicht um eine kleine „Erinnerung“ am eigenen Körper herum. Sei es eine Dammverletzung oder ein Bauchschnitt, die Narbe sollte auf jeden Fall behandelt werden. Gerne zeige ich dir wie du das machen kannst.

Eines möchte ich dir noch auf den Weg mitgeben! Bau dir schon in der Schwangerschaft ein Netzwerk auf, auf welches du in deiner Wochenbettzeit zurückgreifen kannst! Oft sind es nur kleine Handgriffe und Hilfestellungen, die dir maximale Unterstützung geben. Nimm diese Hilfe unbedingt an! Manchmal muss man seinen „Stolz“ brechen, um das Beste für die Mama und Kind zu bekommen!

Alles Liebe eure

Margit

(Physiotherapeutin aber viel mehr 2-fach Mama!)

 

 

Du bist nicht alleine

Das war der Bericht von Margit und ich hoffe, er hat euch geholfen zu erkennen, dass das Thema Beckenboden absolut kein Tabu ist. Ihr seid nicht alleine mit euren Sorgen und dürft offen darüber sprechen. Es gibt viele Experten und Ansprechpartner, die euch mit Rat und Tat zur Seite stehen. 

Schaut doch gerne mal auf der Homepage von Margit Haag vorbei und informiert euch nochmal genauer über das Thema: www.becken-boden.com. Sie bietet auch Online-Kurse für Mamas an, die in Zeiten von Covid oder auch aus anderen Gründen lieber von zu Hause aus üben. 

Foto: Photo by We-Vibe WOW Tech on Unsplash

 

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