Stillen – oh ja, Stillen ist wohl eines der polarisierendsten Themen aller Frühchen Mütter. Jeder weiß, wie gesund es ist, wenn die Babys die mit der gesunden Muttermilch gefüttert werden. Muttermilch enthält alle Nährstoffe, die das Frühchen, bzw. grundsätzlich Babys brauchen: mehr Kohlenhydrate, Antikörper, weniger Phosphor, Vitamine A/C/D und K, Omega 3 Fettsäuren und sie ist verdaulicher als PRE-Nahrung oder Kuhmilch. Eltern wissen das – trotzdem ist das Stillen nicht immer so leicht, schon gar nicht bei Frühchen.
Frühchen haben grundsätzlich Probleme mit der Saug-Schluck-Koordination, d. h. dass selbst ein gut geformter Sauger oft nicht von den Babys akzeptiert wird. Das Saugen an der Brust fällt den Kindern dann oft noch schwerer, denn sie müssen sich anstrengen, um an ihre Nahrung zu gelangen. Wenn dann beim Stillen noch relativ wenig Milch kommt, dann führt es oft dazu, dass die Frühchen zu wenig Milch erwischen. Genau das ist es, was Eltern unbedingt vermeiden möchten. Schließlich ist das größte Ziel bei den kleinen Kämpfern die Gewichtszunahme.
Auch ich wollte unbedingt Stillen, ich hätte mir auch nie gedacht, dass es bei mir nicht funktionieren könnte. Ich weiß auch im Nachhinein nicht, warum ich mir das so gedacht habe, denn man kann es wirklich nie sagen woran es liegt, ob es funktioniert oder nicht. Mein Sohn war anfangs viel zu schwach, er schaffte es nicht einmal vom Fläschchen zu trinken, das Saugen an der Brust war für ihn vergleichbar mit einem Marathon – es war einfach zu anstrengend. Die Schwestern und Ärzte sprachen mir aber immer Mut zu und so hatte ich immer Hoffnung, dass es mit dem Stillen doch noch etwas wird. 7 Wochen habe ich Milch abgepumpt und alles getan, damit mein Baby die nahrhafteste Säuglingsmilch bekommt, die es gibt. Immer wieder versuchte ich ihn anzulegen, doch er schaffte es einfach nicht und so war das Thema Stillen für mich ein ständiger Begleiter.
Nicht die Nerven verlieren!
Ich war so traurig, ich wollte unbedingt stillen. Man hat schließlich als Frühchen Mutter sowieso das Gefühl, dass man viele wichtige Bindungsmomente versäumt hat. Das Stillen war für mich so wichtig, weil ich diese so wichtige Zeit zumindest damit aufholen wollte. Dann kommt auch noch der Druck von außen dazu, so viele Ratschläge: versuch es unbedingt, Muttermilch ist das beste was es gibt und jeder kann stillen – diese Sätze habe ich so oft gehört. Aber nein – so ist es nicht, denn manchmal soll es einfach nicht sein. Man muss dann für sich den entscheidenden Moment finden, an dem man akzeptiert, dass es nichts wird. Dass das Baby ein Fläschchen lieber hat als die Brust. Auch ein Fläschchen hat Vorteile, denn zumindest die Gewichts- und Trinkkontrolle ist da natürlich leichter nachzuvollziehen.
Eine Alternative: Abpumpen
Ich habe lange abgepumpt, so lange, bis ich es zeitlich nicht mehr schaffte. Meine Milch wurde immer weniger, doch die Trinkmenge erhöhte sich von Tag zu Tag. Auch mein Frühchen wurde aktiver und somit die Zeit abzupumpen immer kürzer. Meine Nerven lagen oft blank und ich wollte es so sehr, schaffte es aber nicht. Ich habe mir immer gedacht, so lange ich noch ein wenig Milch habe, muss ich weitermachen. Aber wie es mir dabei psychisch ging, habe ich völlig ausgeblendet. Doch das ist nicht der richtige Weg! Als Mama muss man fit, und zu 100% da sein und psychische Belastungen jeder Art sollten vermieden werden.
Eines Tages habe ich dann für mich die Entscheidung getroffen, dass ich es einfach nicht mehr schaffe und eingesehen, dass ich alles getan habe. Ich habe mir gesagt, dass ich trotzdem eine gute Mutter bin, auch wenn ich dem Abpumpen ein Ende bereite. Ich habe mich entschieden, abzustillen. Eine sehr schwere Entscheidung. Eine der schwersten wahrscheinlich. Doch die richtige für mich und auch für meinen Sohn! Ab dem Tag, als ich diese Entscheidung getroffen habe, ging es mir so gut, ich fühlte mich so frei und eine riesengroße Last war von mir gefallen. Auch meinem Frühchen tat das gut, auch er war entspannter und wirkte glücklicher – das Thema Stillen wurde Geschichte.
Lass dich nicht verunsichern!
Man lässt sich von außen einfach sehr irritieren und die oft gut gemeinten Ratschläge sind manchmal Gift. Schließlich weiß jeder, dass Stillen toll ist, aber trotzdem funktioniert es halt einfach manchmal nicht. Als Eltern tut man was man kann, aber man muss manchmal auch einsehen, dass nicht alles nach Plan verläuft. Auch PRE-Nahrung ist schon sehr nährhaft und die Kontrolle der Trinkmenge vor allem bei Frühchen ein riesiger Bonus. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin ein absoluter Still Fan und wollte es selbst immer unbedingt, doch man kann es nicht erzwingen und sobald man merkt, dass es auf die Psyche geht, sollte man auch wiedermal an sich selbst denken.
Dein Baby hat nichts davon, wenn seine Mama nur noch mit Milch abpumpen beschäftigt ist und keine Zeit mehr für irgendetwas hat. Lasst euch nicht den Mut nehmen eure Meinung zu vertreten, wenn es nicht mehr geht, dann fühl dich nicht schlecht. Du bist die Mutter und es ist ganz alleine deine Entscheidung, ob du es weiter versuchst, weiter abpumpst oder auf PRE-Nahrung umstellst. Keiner hat das Recht dir Vorwürfe zu machen oder sich einzumischen. Jede Mama will das Beste für ihr Baby und so triffst auch du die richtige Entscheidung. Glaub an dich!
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